Was hilft gegen Viren? Diese Frage beschäftigt derzeit die ganze Welt. Eine interessante Antwort darauf haben Wissenschaftler der Universität von Chicago gefunden, sie suchten dafür in der menschlichen Genetik. Ihre Erkenntnisse veröffentlichen sie im Wissenschaftsmagazin »Science«.

Menschen europäischer Abstammung werden wahrscheinlich besser mit der Grippe fertig.

Die Forscher untersuchten Interferon-produzierende Zellen

Die Menschheit war einst stark zerstreut, nicht zu vergleichen mit der globalen Vernetzung von heute. In den verschiedenen Regionen herrschte ein sehr unterschiedliches Virenaufkommen, die Grippe tummelte sich schon immer eher im Norden. Das brachte Wissenschaftler auf die Idee, immunrelevante Zellen verschiedenster Genetik mit Influenzaviren zusammenzubringen – und zu schauen, was sich tut. Bei den Zellen handelte es sich unter anderem um periphere mononukleäre Blutzellen, die 90 Probanden mit europäischem und afrikanischem Hintergrund entnommen wurden. Diese Zellen produzieren bei Keimkontakt Interferone, das sind körpereigene Proteine mit antiviralem Effekt.

Interferon-Antwort auch bei Covid-19 wichtig

Auf die Infektion antworteten die europäischen Blutzellen mit einer schnellen Interferon-Produktion, während die afrikanischen Zellen signifikant langsamer reagierten. Die schnelle Reaktion führt dazu, dass sich die Viren von Beginn an nicht so gut verbreiten können, die Keimbelastung bleibt niedriger und die Krankheit lässt sich in der Regel zügiger besiegen. Der Krankheitsverlauf fällt damit ebenfalls häufig milder aus. Auch andere Zelltypen zeigten je nach Abstammung des Spenders unterschiedliche Reaktionen auf Influenza, allerdings nicht ganz so signifikant wie bei den peripheren mononukleären Blutzellen. Sie alle zusammen sind für die Immunantwort des menschlichen Körpers verantwortlich.

Die Interferon-Antwort wird übrigens auch in Zusammenhang mit den Krankheitsverläufen von Covid-19 gebracht. Damit erhält die Studie eine besondere Brisanz.

Demnächst individuelle Verlaufsvorhersagen möglich?

Zukünftige Untersuchungen sollen zeigen, welche weitere wichtige Faktoren bei den unterschiedlichen Immunreaktionen eine Rolle spielen. Schlussendlich soll sich ein rundes Bild ergeben, das es ermöglicht, für einzelne Personen individuelle Vorhersagen über Krankheitsverläufe bei einer bestimmten Virusinfektion zu treffen. So ließe sich schon die Frühbehandlung gezielter austarieren.

Quelle: science.orf.at